01.10.2006 T4F2 Tornado Diedorf        page-size: 0.637 MB
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Ein Langwellentrog ueber den britischen Inseln mit Bodentief brachte West- und Mitteleuropa eine suedwestliche Hoehenstroemung mit starken Hoehenwinden. Diese verursachte in Folge eine kraeftige vertikale Windscherung und starke bodennahe Geschwindigkeitsscherung. Das praefrontale Windfeld bzw. Helicity wurde durch ein starkes Frontsignal verursacht. Da der linke Jetauszug ueber Osthessen und Thueringen lag, war Hebung vorhanden. Wegen der Ueberlagerung von feuchter Bodenschicht und trockenen Schichten darueber, konnte sich Labilitaet [CAPE] aufbauen. Durch guenstige Scherungsbedingungen entwickelte sich eine hochreichend und bestaendig rotierende Mesozyklone, welche in nordoestlicher Zugrichtung im weiteren Verlauf an der Landesgrenze Hessen - Thueringen gegen 23:24 CEST einen T4F2 Tornado verursachte. 2 Stunden und 21 Minuten spaeter entstand aus diesem immer wieder neu aufbauenden Zellkomplex ca. 01:45 CEST der T6F3 Tornado bei Quirla [Jena-A4].
Die Entstehungsphase des Tornado in Diedorf erstreckt sich von der noch im Bereich Tann / Rhoen befindlichen Neue Wiese, Struth und Schartwiese ueber die Landesgrenze bis zum Suedost-Hang des Berges Horbel. Die ersten Schaeden zeigen sich hier auf hessischer Seite in Form von abgedrehten und geworfenen Fichten [30 m³], 3 geworfenen Pappeln und einem Hochsitz. Weiter in nordoestlicher Richtung im Bereich Thueringen kam es ebenso zu leichten Vorschaeden und am Suedost-Hang des Berges Horbel zum eigentlichen kraeftigen Tornado Bodenkontakt und der weiteren Trichterverstaerkung in einem Buchenbestand [186m x 152m]. Die Schadensspur erstreckt sich ueber eine Laenge von 8 km ueber Diedorf zum Rossberg.

  




Die von mir festgelegte Staerke dieses Tornados liegt im oberen T4 Bereich. Dies entspricht einer Windstaerke von ca. 218 km/h. Am Horbel [Buchenwald] sowie in unterer Talmitte am Horbel sind die staerksten Schaeden sichbar. Hier wurden jedoch stabile Waldrandbaeume nicht zerstoert. In der Ortslage Diedorf sind Schaeden im Bereich T3/F1 [151-170km/h] feststellbar.

In diesem Fall finden sich aufgrund der Schadenanalyse ganz klare und eindeutige tornadische Beweise. Die markantesten Beweise fuer einen Tornado in diesem Fall sind die rueckseitig entgegengesetzt der Zugrichtung geworfenen Baeume am Horbel hangaufwaerts in westlicher Richtung, die 8 km lange Schadenspur, die zahlreichen Sog- und Unterdruckschaeden, eine rueckseitige Verfrachtung einer Holzhuette und das insgesamt konvergente Fallmuster.

Herzlichen Dank fuer die bisherige Mithilfe gelten den BOS-Kraeften [Feuerwehr Diedorf, LT Wartburgkreis] und jeweils fuer ihren Bereich zustaendigen Revierfoerster fuer die ersten Informationen zur Lage vorort. Vielen Dank auch an Steffen Prost fuer die Schadenfotos/Schadenlage im Ort Diedorf und an Siegmar Gattung fuer den historischen Rueckblick.

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